Aktuelles aus dem Projekt „Basisbildung – Systementwicklung Steiermark“
Seit Herbst 2015 führt das Bildungsnetzwerk Steiermark ein ESF-Modellprojekt in den Regionen Oberes Murtal und Liezen in Kooperation mit den Projektpartnern IFA Steiermark und der Österreichischen Urania für Steiermark durch.
Ziel des Projekts ist es, über geschulte MultiplikatorInnen zur Enttabuisierung von Basisbildung und Entwicklung von zielgruppenorientierten Basisbildungsangeboten beizutragen.
Ausgangslage
Laut der PIAAC-Studie (2013) verfügen 970.000 der 16 bis 65-jährigen ÖsterreicherInnen nicht über ausreichende Lesekompetenzen, um einfache Texte sinnerfassend erschließen zu können. Auf Basis der von IFA Steiermark aufbereiteten Daten für die Projektregionen kann von einem Bedarf von 8.100 Personen im Oberen Murtal und 8.800 Personen in der Region Liezen ausgegangen werden.
Während in städtischen Regionen der Zugang zu Basisbildungskursen in der Regel durch klassische Bewerbungsformen gelingt, stellt er in ländlichen Regionen eine Herausforderung dar: Zu groß sind Schamgefühle und Selbstzweifel über die eigenen Fähigkeiten, zu gering ist die Anonymität. Aus diesem Grund sind in den letzten Jahren einige regionale Basisbildungskurse trotz der hohen Zahl an Personen mit Basisbildungsbedarf nicht zustande gekommen.
MultiplikatorInnen stellen hierbei unverzichtbare „Brückenmenschen“ dar: Sie können Betroffene bzw. ihr soziales Umfeld motivierend ansprechen, über Basisbildungsangebote informieren und den Erstkontakt zu Bildungsanbietern herstellen. Da sie die Bedürfnisse der Zielgruppe(n) aus erster Hand kennen, können sie Bildungsanbieter bei der Entwicklung von passgenauen Angeboten unterstützen.
Zur Aus- und Weiterbildung von MultiplikatorInnen werden im Rahmen des Projekts motivierte Schlüsselpersonen (MitarbeiterInnen in Beratungs- und Sozialeinrichtungen, Verantwortliche in Betrieben, Personen in Schlüsselfunktionen von Gemeinden und Ehrenamtliche) aktiviert und durch mehrere Workshops für diese verantwortungsvolle Rolle qualifiziert.
Workshops für MultiplikatorInnen
Seit dem Start der Workshopreihe Empowerment für MultiplikatorInnen im September 2016 wurden 11 Workshops durchgeführt und folgende Themenkomplexe mit unterschiedlichen Zielgruppen behandelt:
- Grundlagen zur Basisbildung: Definition, nationale und regionale Bedarfszahlen, zur Lebenssituation Erwachsener mit Basisbildungsbedarf, Relevanz von MultiplikatorInnen
- Sensibles Ansprechen und Informieren: Erkennen von Basisbildungsbedarf, Handlungsstrategien zur sensiblen Ansprache, regionale Basisbildungsangebote
- Vernetzen und Entwickeln: Austausch mit anderen regionalen AkteurInnen der Basisbildung über Entwicklungsfelder und mögliche Strategien
- Basisbildung in Betrieben: Betriebliche Auswirkungen geringer Basisbildung, Unterstützungsmöglichkeiten / arbeitsplatzorientierte Maßnahmen, Rahmenbedingungen
- Praxis der Basisbildung: Vortrag und Austausch zu Materialien und Übungen, praktische Erfahrungen aus Basisbildungskursen
Insgesamt wurden 97 MultiplikatorInnen für Basisbildung aus- bzw. weitergebildet (40 Personen im Oberen Murtal und 57 Personen in der Region Liezen). Im Curriculum der Workshopreihe wurden 7 Module definiert, welche im Sinne eines rollierenden Vorgehens aufgrund von Bedarfsmeldungen der MultiplikatorInnen ausgewählt bzw. um weitere Themenstellungen erweitert wurden.
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Während der gesamten Projektlaufzeit wurden regionale Kommunikationsmaßnahmen zur Sensibilisierung für das Thema Basisbildung durchgeführt. Neben öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen wurden kontinuierlich Presse- Radio- und Newsletterbeiträge erstellt und veröffentlicht. Über einschlägige Informationsportale (wie z.B. alphabetisierung.at) und über die Kontakte des Bildungsnetzwerks Steiermark wurde regelmäßig über aktuelle Veranstaltungen informiert.
2017 wurden 4 Vernetzungstreffen durchgeführt, um den Austausch über aktuelle Projektergebnisse zu ermöglichen und Bedarfe im jeweiligen Wirkungskreis zu diskutieren. Ein Treffen erfolgte zum zweiten Mal mit der Planungs- und Entwicklungsgruppe Liezen, eines mit VertreterInnen des Schulwesens im Oberen Murtal. Zwei weitere Vernetzungstreffen fanden in Graz statt, um weitere bedeutsame AkteurInnen der Erwachsenenbildung außerhalb der Regionen zu informieren (Land Steiermark/Koordination Erwachsenenbildung; Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz). Bei den Vernetzungstreffen wurden aktuelle Entwicklungen und Voraussetzungen für eine regionale Systementwicklung für Basisbildung erhoben bzw. weitergegeben.
Insgesamt konnten im Projekt „Basisbildung – Systementwicklung Steiermark“ über 200 Veranstaltungsteilnahmen verzeichnet werden (Sensibilisierungs- und Vernetzungsveranstaltungen, Workshops, Fachtagungen).
Fachtagungen
Zur Vernetzung von MultiplikatorInnen mit regionalen AkteurInnen der Basisbildung und zum Transfer der bisherigen Projektergebnisse wurden im November 2017 zwei Fachtagungen (Liezen und St. Lambrecht) veranstaltet. Neben Fachvorträgen zum Aufbau von regionalen Basisbildungsstrukturen mit Brigitte Bauer (abc-Salzburg) bzw. Manuela Frey (Burgenländische Volkshochschulen) wurden im Anschluss weitere Workshops zu jenen Themen angeboten, welche von den MultiplikatorInnen in der Projektlaufzeit als Bedarf geäußert worden waren:
- „Aus der Praxis der Basisbildung“ (Liezen, St. Lambrecht)
- „Basisbildung für Betriebe – für beide Seiten ein Gewinn“ (Liezen)
- „Get together! Vernetzung zum Thema Basisbildung in der Region (Liezen, St. Lambrecht)
Insgesamt nahmen 32 Personen an den Fachtagungen und/oder an den nachfolgenden Workshops teil.
Ausblick für 2018
Nach der erfolgreichen Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen und regionalen Sensibilisierungsmaßnahmen wurden die Projektergebnisse unter den Projektpartnern ausführlich diskutiert und offene regionale Bedarfe zusammengefasst. Als wesentliches Ergebnis kann abgeleitet werden, dass neben engagierten MultiplikatorInnen auch kontinuierlich regionale Angebote vorhanden sein müssen, auf welche MultiplikatorInnen verweisen können.
Aufgrund der geringen Anzahl an qualifizierten TrainerInnen in den Regionen und Ressourcenknappheit wird ein Ausbau des Angebots derzeit als schwierig eingestuft. Weiters bedarf es regionaler Koordinationsstellen, welche die Entwicklung von Basisbildungsstrukturen kontinuierlich vorantreiben.
2018 steht daher ganz im Zeichen des Ergebnistransfers:
Die Projektergebnisse und bestehenden regionalen Entwicklungsfelder müssen in geeigneter Weise kommuniziert werden, um einen Anschluss an die bisher geleistete strategische Arbeit zu gewährleisten. Als Grundlage für den Transfer in andere Regionen wird zudem ein Handbuch über die durchgeführten Maßnahmen und Erfahrungen des Projektteams erstellt.
Personelles
Nach langjähriger Mitarbeit hat Mag.a Katrin Pittner mit Jänner 2018 das Bildungsnetzwerk Steiermark verlassen. Wir bedanken uns für das Engagement und die gute Zusammenarbeit und wünschen ihr alles erdenklich Gute für die Zukunft! Ihre Stelle als Projektleitung für das Projekt „Basisbildung – Systementwicklung Steiermark“ übernimmt fortan Mag.a Marlies Zechner, welche bereits als Mitarbeiterin der Österreichische Urania für Steiermark im Projekt tätig war.
Für Fragen zum Projekt
wenden Sie sich bitte an das
Bildungsnetzwerk Steiermark
Mag.a Marlies Zechner | marlies.zechner@eb-stmk.at | +43 664 88735124
Das Projekt „Basisbildung – Systementwicklung Steiermark“
wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds,
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und des Landes Steiermark gefördert.
Weiterführende Informationen: http://ec.europa.eu/esf/