Als die Seminare laufen lernten … 30 Jahre Elternseminare in der Steiermark

Februar 2020

30 Jahre Elternbildung – das Bildungsnetzwerk hat den größten Anbieter von Elternbildung im Netzwerk, das Katholische Bildungswerk, besucht und im Elternbildungsteam nachgefragt, was heute so alles in „Elternbildung“ steckt und auch, was sich im Laufe der Jahre verändert hat.

Liebes Elternbildungsteam im Katholischen Bildungswerk – Ulrike Brantner, Maria Menhart und Christine Magerl – vielen herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit für unsere Fragen nehmt.

Christine Magerl
Maria Menhart
Ulrike Brantner

Und gleich einleitend: Was genau wird unter Elternbildung verstanden? Welche Ziele werden in der Elternbildung verfolgt?

Elternbildung stärkt und unterstützt Eltern bei der Umsetzung ihrer vielfältigen Erziehungsaufgaben mit qualitativ hochwertigen Bildungsangeboten. Sie arbeitet auf der Basis der Didaktik und Methodik der Erwachsenenbildung und bietet in Gruppen Information, Reflexion und Erfahrungsaustausch in unterschiedlichen Veranstaltungsformen. Sie stärkt die elterliche Kompetenz und die Erziehungsfähigkeit und stellt daher einen wesentlichen Beitrag zur Prävention von Schwierigkeiten in der Eltern-Kind-Beziehung sowie von Gewalt gegen Kinder dar. Elternbildung unterstützt und begleitet Eltern in ihrer Aufgabe als Erziehende. Sie zeigt Wege auf, mit den eigenen Kräften aufbauend umzugehen und hilft mit, dass sich Kinder und Erwachsene in den verschiedenen Familiengemeinschaften bestmöglich entfalten und entwickeln können. Elternbildung leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention. Sie vermittelt Kenntnisse und Fähigkeiten und bewirkt, dass sich Eltern mit ihren Erziehungs- und Beziehungsaufgaben sowie mit politischen und sozialen Rahmenbedingungen, die das Elternsein prägen, auseinandersetzen.

Die Elternbildung hat also ein sehr breites Aufgabenfeld und stellt wertvolle Unterstützung für Familien bereit! 30 Jahre sind eine sehr lange Zeit …

Was im Familienreferat der Diözese begonnen hat, wird nun schon seit über 10 Jahren im Katholischen Bildungswerk fortgesetzt. Über all die Jahre gleichgeblieben ist die partnerschaftliche Begegnung mit Eltern und Bezugspersonen als ExpertInnen ihrer Lebenswelt und ihrer Kinder. Seit über 15 Jahren arbeiten wir als katholischer Elternbildungsträger nach der Richtlinie der MARKE Elternbildung. MARKE gibt vor: Mit Achtung und Respekt kompetente Eltern. Das bedeutet für die verschiedenen Professionen im Bereich der Elternbildung eine hohe wertschätzende Grundhaltung und ein umfassendes fachliches Wissen zu psychologischen, pädagogischen, sozialen und gesundheitlichen Fachgebieten.

hat sich über diesen langen Zeitraum hinweg in der Elternbildung viel verändert?

Natürlich hat sich auch sehr vieles verändert. Familie als Lebensgemeinschaft von mindestens zwei Generationen wird heute in unterschiedlichsten Formen gelebt, z. B.: Vater-Mutter-Kind-Familie, Vater- oder Mutter-Kind-Familie, Stief-, Patchwork- oder Regenbogenfamilie, multilokale Mehrgenerationenfamilie. Familie ist Basis für Entwicklung und Lebensqualität des/der Einzelnen und der Gesellschaft. In allen Familienformen stehen die Erziehenden vor vielfältigen Herausforderungen und dementsprechend entwickeln wir Formate und Angebote, die der Lebenswelt der Eltern und ihrer Kinder entsprechen.

Welche Themenbereiche stehen aktuell im Fokus? Gibt es auch in der Elternbildung so etwas wie „Trends“?

Es gibt Themenfelder, die seit über 30 Jahren noch immer aktuell sind, wie z. B. das Thema „Grenzen setzen“, „Kinderstreit“ oder „Kommunikation in der Familie“. Inhaltlich reagieren wir seit je her natürlich auf den aktuellen Bedarf und so stehen heute verstärkt Themen wie Digitalisierung und auch Klimaschutz und Umweltbildung im Fokus.

Eine ganz besondere Qualität der Elternbildung ist demnach, durch den steten Austausch direkt mit den BildungskundInnen schnell auf aktuellen Bedarf zu reagieren … eine herausfordernde Aufgabe!

Ja, hilfreich ist, dass wir in vielen Bereichen mit anderen Anbietern gut vernetzt sind, z. B. im Bereich der Sprach- und Leseförderung mit dem Lesezentrum Steiermark, beim Thema Suchtprävention mit VIVID oder beim Thema Nachhaltigkeit mit „Vision Müllfrei“ und den AbfallwirtschaftsberaterInnen in den Regionen …

Wo kann man in der Steiermark an Elternbildung teilnehmen? Gibt es die Angebote nur im Steirischen Zentralraum oder seid ihr auch in den Regionen tätig?

Heute wird Elternbildung in der Steiermark, auch hier mittels eines gut organisierten Netzwerks, nahezu flächendeckend in verschiedenen Formaten angeboten. So kann rasch auf Bedarfe reagiert und individuell und zielgerichtet Unterstützung angeboten werden in Form von Netzwerken wie Eltern-Kind-Gruppen,  als Kurzimpuls mit einer vorbereiteten Umgebung passend zum Thema in der Eltern-Kind-Gruppe, als „Treffpunkt-Eltern-Gesprächsrunden“ in der Erstsprache von Erziehenden mit Migrationshintergrund, diese können in 13 verschiedenen Sprachen angeboten, als Einzelvortag mit Workshop-Charakter in Kindergärten und Schulen oder auch als mehrteiliges jahresbegleitendes Programm für Eltern-Kind-Zentren und Elternberatungsstellen.

Elternbildung ist einer der Schwerpunktthemen des Landes Steiermark – gibt es aktuell Förderungen für die TeilnehmerInnen?

Ja, mit dem ZWEI UND MEHR-Steirische Familienpass kann man für die Veranstaltungen der anerkannten ElternbildungsanbieterInnen eine Vergünstigung zu erhalten. Das Katholische Bildungswerk ist Teil des Netzwerks Elternbildung des Landes Steiermark und anerkannter Elternbildungsträger. Die Elternbildungsgutscheine des Landes können bei den Angeboten des Katholischen Bildungswerkes also eingelöst werden.

Wow, wie vielfältig die Formate, Angebote und Teilnahmemöglichkeiten sind, wirklich sehr interessant! Wenn ich mich nun selbst in der Elternbildung engagieren möchte: Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?

Wer eine pädagogische Grundausbildung hat, kann den Diplomlehrgang Elternbildung besuchen. In dieser fundierten Ausbildung werden Grundlagen sowie Methodik und Didaktik der Eltern- und Erwachsenenbildung vermittelt. Nach Abschluss des Lehrgangs erhalten die ElternbildnerInnen Unterstützung bei der Konzeption, Detailplanung, Umsetzung, Evaluation und der Weiterentwicklung von Angeboten und werden an OrganisatorInnen weitervermittelt. Wer als Eltern-Kind-GruppenleiterIn tätig sein möchte, kann eine Ausbildung besuchen. Die Ausbildung ist aber keine Voraussetzung, um eine Gruppe leiten zu können. Zur Weiterbildung finden zweimal jährlich Regionaltreffen mit inhaltlichen Schwerpunkten für die LeiterInnen statt. Wer als ModeratorIn von Treffpunkt-Eltern-Gesprächsrunden arbeiten möchte, besucht die ModeratorInnenschulung, bei der die Teilnehmenden auf das Gesprächsrundenmaterial eingeschult werden.

Ein besonderes Anliegen ist uns die Qualität in den Ausbildungen und Schulungen. Die Ausbildungen sind daher bei der Weiterbildungsakademie Österreich akkreditiert und tragen das Gütesiegel des zuständigen Bundesministeriums und das Katholische Bildungswerk als Bildungsanbieter ist qualitätstestiert und im Ö-Cert als österreichischer Qualitätsanbieter gelistet.

Elternbildung als Beruf?

Ja und nein. Die Zugänge sind sehr unterschiedlich, so unterschiedlich wie auch die Formate, in denen Elternbildung angeboten wird. Während die meisten ElternbildnerInnen ihre pädagogische Tätigkeit nebenberuflich als Lehrende in der Erwachsenenbildung oder als „neue Selbstständige“ ausüben, haben einige wenige Personen die Elternbildung inzwischen zu ihrem Hauptberuf gemacht. Andererseits engagieren sich aber sehr viele Menschen im Bereich der Elternbildung auch ehrenamtlich, so wie 98% der Eltern-Kind-GruppenleiterInnen.

Wie wichtig ist ehrenamtliches Engagement in der Elternbildung?

Sehr wichtig, wir würden sogar sagen unverzichtbar! Rund 200 Eltern-Kind-Gruppen werden in der Steiermark ehrenamtlich geleitet. Die LeiterInnen werden in ihrer Tätigkeit durch Aus- und Weiterbildungen, monatliche Praxisimpulse und durch RegionalbetreuerInnen unterstützt.

Vielen Dank für das Gespräch, die umfassenden Informationen und die Gastfreundschaft im Katholischen Bildungswerk! Danke an Ulrike Brantner, Christine Magerl und Maria Menhart!

Übrigens: Die Vorbereitungen auf das 30 Jahre Jubiläum der Elternbildung im Katholischen Bildungswerk laufen schon an und das Jubiläumsprogramm ist für Sommer zu erwarten. Fest steht bereits: von 25. September – 25. Oktober wird es 30 Tage lang 30 Elternbildungsveranstaltungen in der ganzen Steiermark geben!

Und für alle weiteren Fragen zu den Angeboten in der steirischen Elternbildung und natürlich zu den verschiedenen angesprochenen Ausbildungen, hier der Kontakt zum Katholischen Bildungswerk: Bürgergasse 2, 3 Stock, 8010 Graz | +43 316 8041 345 | kbw@graz-seckau.at | http://bildung.graz-seckau.at

Bildungsnetzwerk Steiermark

Claudia Zülsdorff