Den Menschen näherkommen …

April 2018

Betriebsnahe Beratung als neuer Ansatz für Bildungs- und Berufsberatung

Eine wichtige Herausforderung in der Entwicklung von Bildungsberatungsangeboten ist der bisher unzureichende Informationsstand und die teilweise niedrige Akzeptanz von Bildungsberatungsangeboten für Erwachsene und hier wiederum von erwerbstätigen Erwachsenen.

Nur ein geringer Anteil der Beschäftigten findet Zugang zu irgendeiner Form der Bildungsberatung bzw. sieht Beratung als eine Möglichkeit, die eigene Karriere zu beeinflussen oder notwendige Veränderungen anzustoßen. Die öffentlichen Arbeitsverwaltungen bieten ihre Dienste vor allem erwerbslosen Personen an.

Viele Beratungsdienstleister konzentrieren sich auf Jugendliche oder junge Erwachsene, um sie bei ihren Berufs- oder Bildungsentscheidungen als Teil ihres ersten Bildungswegs zu unterstützen. Auch die Schwelle am Übergang von Ausbildung zu Beschäftigung wird mit umfassenden Maßnahmen begleitet, die von den jeweiligen Zielgruppen auch gut wahrgenommen und zahlreich genutzt werden.

Unternehmen konzentrieren sich in ihren Personalentwicklungsstrategien hauptsächlich auf Talent- oder ManagerInnenpositionen, Exzellenz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für innovative Unternehmen. Wie auch aus den Statistiken der Weiterbildungsforschung hervor geht, sind es gerade Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau, die selten an betrieblichen Weiterbildungen teilnehmen.

Andererseits liegt vor allem in den Bereichen der Einfacharbeit (Tätigkeiten, die keine besondere Berufsausbildung voraussetzen), die Chance MitarbeiterInnen den Ansprüchen der Unternehmen entsprechend höher zu qualifizieren, um etwa strategischen Zielen der Personalentwicklung entgegen zu kommen, oder um der hohen Fluktuation im Personalstand und ähnlichen Problematiken entgegen zu wirken.

Die Perspektive der Unternehmen auf Aus- und Weiterbildung richtet sich nach den strategischen Unternehmenszielen. Bildungs- und Berufsberatung stellt den individuellen Weiterbildungsweg und die persönliche Karriereentwicklung in den Mittelpunkt. Das dies kein Widerspruch sein muss, zeigt sich vor allem bei MitarbeiterInnen im Sektor der Einfacharbeit.

Vor allem, wenn es um Grundkompetenzen und das Nachholen von grundlegenden Abschlüssen (bspw. Pflichtschulabschluss) geht, äußern befragte Unternehmen durchaus ein Interesse daran, gute MitarbeiterInnen (auch und gerade im Sektor Einfacharbeit) im Betrieb zu halten und ihre Grundkompetenzen (Basisbildung, Pflichtschulabschluss) zu stärken. Das sichert letztlich auch die Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens.

Im Rahmen des internationalen Projektes TRIAS-Beratung am Arbeitsplatz (https://www.oesb.at/kompetenzen/guidance/projekte/erasmus-project-trias/trias-project-products.html) wurden Möglichkeiten, Herausforderungen und praktische Ansätze zur Umsetzung von Bildungs- und Berufsberatung am Arbeitsplatz in den vergangenen Monaten beforscht und diskutiert. Die Ergebnisse und Produkte dieser Arbeit fließen nun in die Entwicklung neuer Beratungsangebote des Bildungsnetzwerks mit ein, da durch den Ansatz der Beratung am Arbeitsplatz ein neues Feld für die Bildungs- und Berufsberatung erschlossen wurde. Umso mehr, als der TRIAS-Ansatz für Beratung am Arbeitsplatz ausdrücklich das Unternehmen als einen relevanten Akteur im Beratungsprozess einschließt und dabei anstrebt, eine Balance zwischen individuellen Entwicklungsinteressen und den betrieblichen und organisatorischen Interessen und Verfahren herzustellen.

„TRIAS Beratung am Arbeitsplatz ” ist ein vielversprechender Ansatz für aufsuchende Bildungs- und Beratungsarbeit – sie erweitert den Zugang zu Bildungsberatung für beschäftigte Erwachsene.

Die lebensbegleitende Beratung für erwachsene Lernende ist besonders sinnvoll, da sie die Nachfrage nach Erwachsenenbildung stimuliert (ELGPN 2015: 39). Die Teilnahmequoten bei Erwachsenen am lebenslangen Lernen (LLL), die mit dem Alter und nach Abschluss der beruflichen Erstausbildung stetig sinken, sind nach wie vor unzureichend, da das Ziel der EU, bis 2020 eine durchschnittliche Beteiligungsquote von Erwachsenen im Lebenslangen Lernen von 15% zu erreichen, noch weitgehend unterschritten wird (Europäische Agenda für Erwachsenenbildung / ET2020-Ziel, PIAAC).“ (Zitat: Handbuch TRIAS – Beratung am Arbeitsplatz: https://www.oesb.at/fileadmin/TRIAS/TRIAS_Kurzfassung_de.pdf)

Das Projekt Bildungsberatung Österreich – Netzwerk Steiermark (http://www.bildungsberatung-stmk.at) adressiert mit neuen kostenlosen (weil geförderten) Angeboten nun auch vermehrt Unternehmen, Stiftungen und Institutionen. Die Bildungsberatung bietet hierfür auf den Bedarf hin angepasste Formen der Beratung, Information sowie Orientierung für Bildung und Beruf.

Dabei planen die BeraterInnen der Bildungsberatung Österreich – Netzwerk Steiermark konkret auf die Wünsche der Unternehmen abgestimmte, Informations-, Beratungs- und Orientierungsaktivitäten, wie Lernfeste, Bildungstage, themenspezifische Vorträge und Workshops oder Beratungstage vor Ort im Betrieb. Themen dabei können sein: „Berufsbegleitende Ausbildungen“, „Matura im 2. Bildungsweg“, „Pflichtschulabschluss nachholen“, „Wege in die Pension sinnvoll gestalten“, „Wieder einsteigen“ und viele mehr.

Je nach Bedarf der Unternehmen gehen die BeraterInnen auch auf aktuelle Change-Prozesse in den Unternehmen ein, wie etwa durch das Angebot für individuelle Beratung für ArbeitnehmerInnen, die aus dem Betrieb ausscheiden und denen die Unternehmen, die Möglichkeit bieten möchten, ihre zukünftigen Schritte am Karriereweg sinnvoll zu planen.

Auch branchenspezifische Veränderungen können Themen von Informationsveranstaltungen in Betrieben sein, beispielsweise die Veränderungen der Ausbildungsstrukturen und -regelungen im Gesundheitsbereich oder Änderungen in den Lehrberufen etc.

Für nähere Informationen:

Bildungsnetzwerk Steiermark

Marlies Zechner | marlies.zechner@eb-stmk.at | +43 316 821373


Das Projekt „Bildungsberatung Österreich – Netzwerk Steiermark“
wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds,
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und des Landes Steiermark gefördert.

Weiterführende Informationen: http://ec.europa.eu/esf/