Ohne Erwachsenenbildung würde unsere Gesellschaft ein wesentliches Stück ärmer aussehen

Kathrin Karloff vom Bildungsforum Mariatrost wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für die Erwachsenenbildung – auch von der Politik. Sie sieht Bildung als zentralen Aspekt für eine funktionierende Gesellschaft und sich selbst als lebenslang Lernende.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Kathrin Karloff

Ich wollte Schauspielerin werden – schon in der Volksschule war ich Mitglied einer Theatergruppe und habe später unterschiedlichste Rollen gespielt. In der Oberstufe interessierte ich mich auch stark für den Beruf der Journalistin und arbeitete in einer Lokal- und Kulturredaktion der Trierer Zeitung in Deutschland. Zugleich verbrachte ich Sprachaufenthalte in England – dies entfachte mein Interesse für mein Studium der Anglistik.

Welche Berufslaufbahn haben Sie letztlich eingeschlagen und warum?

Ich habe Anglistik/Amerikanistik, Germanistik und Pädagogik in Mainz, in Wales, in New Mexico sowie in Graz studiert. Neben meinem Studium habe ich journalistische Praktika und Praktika im Bildungsbereich absolviert. Während meines Doktorats bin ich mit meinem Mann nach Graz gezogen.

Wie erfolgte der Einstieg in die Erwachsenenbildung?

Während meines Studiums habe ich zu unterrichten begonnen und bin so immer tiefer in die Erwachsenenbildung hineingewachsen. Schließlich habe ich als freie Trainerin gearbeitet und viele Kurse in Firmen abgehalten, zum Beispiel in Business English oder Deutsch als Fremdsprache, bis ich schließlich beim bfi Steiermark als Konzeptentwicklerin und Produktmanagerin für AMS-, Land Steiermark- sowie EU-Projekte tätig geworden bin. Im Herbst 2019 wechselte ich zur Katholischen Kirche Steiermark und bin seitdem als pädagogische Leitung des Bildungsforums Mariatrost tätig.

Welche Fortbildungen waren mit Ihrem beruflichen Werdegang verbunden und wie hat sich das privat für Sie ausgewirkt?

Nachdem ich ja kein „Digital native“ bin, habe ich mich stark im digitalen Bereich weitergebildet. So intensiv, dass ich schließlich auch ein zweijähriges digitales Projekt im Rahmen des AK-Projektfonds Arbeit 4.0 entwickelt und umgesetzt habe – digitale TRI-Lehrgänge und Online-Lernplattform. Ein weiterer Fortbildungsbereich war das „intergenerative und interkulturelle Lernen“. Da habe ich große EU-Projekte gemanagt und an einzelnen Modulen auch als Lernende teilgenommen. Und auch in der Persönlichkeitsbildung habe ich versucht, meine Kompetenzen, unter anderem durch Gestalttherapie und Tanzpädagogik, kontinuierlich auszubauen. Das hat mir sehr geholfen, mit Lernenden gut in Kontakt zu treten. Und es hat auch jede Menge Spaß bereitet. Privat hat das dazu geführt, dass ich gelernt habe, gut und aufmerksam zuzuhören und ein gutes Gespür für Nähe und Distanz zu entwickeln.

Und welche dieser Maßnahmen war für Sie von besonderer Bedeutung?
Mit dem Basis- und Pflichtschulbildungsbereich habe ich mich sehr umfassend beschäftigt und Konzepte für entsprechende Lehrgänge konzipiert. Das hat mich, im Besonderen, Wertschätzung gegenüber jenen, die nicht so viel Glück in ihrem Leben hatten, gelehrt. Es hat mir auch gezeigt: Lernen passiert immer mit und von anderen Menschen.

Welche Rolle räumen Sie dem Bildungsforum Mariatrost im Rahmen der Erwachsenenbildung ein?

Das Bildungsforum Mariatrost legt innovative Schienen im gesellschaftlichen und kulturellen Bereich – vermehrt auch als mobiles Fortbildungszentrum, indem wir an unterschiedlichsten Orten im urbanen Raum unsere Veranstaltungen anbieten. Wir beschäftigen uns sehr stark mit den aktuellen Fragestellungen und den Bedürfnissen der Menschen in unserer herausfordernden Gegenwart und leiten daraus unsere vielfältigen Angebote ab. Unsere Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen „Kultur und Gesellschaft“‚ „Theologie und Spiritualität“‚ „Natur, Ökologie und Nachhaltigkeit“, aber auch auf Angeboten rund um Reisen, „Partnerschaft und Familie“‚ „Gesundheit und Lebensbegleitung“.

Welche Botschaft möchten Sie im Zusammenhang mit Erwachsenenbildung übermitteln?

Erwachsenenbildung und Lebensbegleitendes Lernen sind immer möglich! Durch den Kontakt mit anderen und das Lernen von- und miteinander bleibt man immer ein/e Lernende/r.

Was erwarten Sie im Bildungskontext auf der individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebene?

Persönlich erwarte ich mir, dass wir uns als Anbieter von Erwachsenenbildung in Zukunft noch stärker verbinden und vernetzen. Was die gesellschaftspolitischen Erwartungen angeht, so muss die Erwachsenenbildung unbedingt jenen Stellenwert bekommen, der ihr gebührt. Ich erwarte mir von der Politik, dass der während der Pandemie vergessene bzw. vernachlässigte Bereich der Erwachsenenbildung stärker wahrgenommen wird. Durch zusätzliche Förderungen sollte die Anerkennung der Erwachsenenbildung unterstrichen werden. Denn eines ist klar: Ohne Erwachsenenbildung sieht unsere Gesellschaft ein wesentliches Stück ärmer aus.

Daher ist das „Bildung wirkt“-Jahr auch so wichtig – es gibt Einblicke in die Erwachsenenbildung und zeigt auf, was sie kann und vor allem auch, was sie bewirken kann. Es ist also auch ein Ausblick.

Bildung wirkt … für und auf jeden Menschen in jeder Altersgruppe positiv!

Das Interview erschien am 3. August 2022 auch in der Woche Steiermark. Vielen Dank an die WOCHE Steiermark für die Berichterstattung und Kooperation!

Weiterführende Informationen

Im Weiterbildungsnavi Steiermark finden Sie tausende Bildungsangebote zu unterschiedlichen Themen. Es ist bestimmt auch etwas für Sie dabei! Hier finden Sie auch Informationen und die Angebote des Bildungsforum Mariatrost.

Und wenn Sie noch nicht ganz wissen, welche Chancen es für Sie im Bildungskontext gibt: Information und Beratung zu allen Fragen der Aus- und Weiterbildung für Erwachsene erhalten Sie im Bildungsnetzwerk Steiermark anbieterneutral und kostenlos:

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