MitarbeiterInnen als Stehaufmännchen
Literaturhinweis:
Götze, Ulrike: Resilienzentwicklung im Personalmanagement. Angebote zur Steigerung psychischer Widerstandsfähigkeit von MitarbeiterInnen. Reihe: VS College, Springer 2013
MitarbeiterInnen als Stehaufmännchen
Die Arbeitswelt wird komplexer und wandelt sich immer schneller. MitarbeiterInnen haben – bei zum Teil unsicheren Bedingungen – ihre Leistungsfähigkeit permanent auf hohem Niveau zu halten bzw. zu steigern. Mehr, schneller, besser, billiger – Bestätigung bleibt oft aus, das Gefühl nie alles nötige erreicht zu haben, macht jeden persönlichen Erfolg unsichtbar.
Die Herausforderungen an die psychische Widerstandsfähigkeit wächst enorm. Viele der permanent unter Druck und Stress stehenden ArbeitnehmerInnen werden dadurch langfristig krank, sie können nicht mehr mithalten. Nur einige wenige schaffen es, mit widrigen Bedingungen besser umzugehen – sie sind wahre Stehaufmännchen, sie sind resilient.
Resilienz (lat. resilire ‚zurückspringen‘, ‚abprallen‘) beschreibt die Toleranz eines Menschen, einer Firma oder Organisation bzw. eines Systems gegenüber Störungen.
Meinten die einen noch, dass diese Resilienz eine angeborene Eigenschaft sei, so wird Resilienz heute als eine dynamische Kapazität verstanden: Menschen lernen prozesshaft mit widrigen Umständen umzugehen – und das Konzept der Resilienzförderung ist als starker Trend in der Personalentwicklung und im Coaching-Sektor zu beobachten. Eine sehr komplexe und veränderbare Kompetenz will hier gestärkt werden.
Das Resilienzkonzept beschäftigt sich in erster Linie mit der Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit von Personen gegenüber Krisen und anderen Überforderungen.
Doch auch Unternehmen können nur so lange eine gutes Arbeitsumfeld für ihre MitarbeiterInnen bieten, solange sie selbst in der Lage sind, ihre Funktionsfähigkeit bei widrigen äußeren Umständen immer wieder herzustellen. Organisationen und Systeme sind für sich resilient, wenn es ihnen gelingt, trotz permanenter Veränderungen ihre wichtigsten Funktionen aufrecht zu erhalten – diese aber wenn notwendig auch (vorübergehend) einschränken, anpassen oder verändern können. Zur Resilienzsteigerung der gesamten Organisation ist anzuraten, die Resilienzförderung der MitarbeiterInnen mit einzuplanen, da hier wichtige Präventionsarbeit geleistet werden kann.
Es ist einerseits positiv zu sehen, dass immer mehr Unternehmen aufmerksamer werden und somit das Resilienzkonzept oder andere Versuche zur Resilienzsteigerung in den HR-Abteilungen Einzug halten. Derart bleibt die Verantwortung für das Mithalten in der Arbeitswelt nicht alleine bei den ArbeitnehmerInnen hängen, sondern wird im Kontext der Teams und ganzen Unternehmen gesehen. Andererseits kann die Resilienzförderung weder bei MitarbeiterInnen noch bei ganzen Organisationen die große Antwort auf alle problematischen Faktoren und Entwicklungen geben, sondern nur wertvolle Unterstützung bieten.
Fazit
Ulrike Götze gibt in ihrer publizierten Diplomarbeit einen sehr guten, nüchternen Überblick zu den Veränderungen in der Arbeitswelt, zu aktuellen Studien und über die theoretischen Konzepte in der Resilienz-förderung. Besonders interessant ist ihre Untersuchung zur Umsetzung des Resilienzkonzeptes in der Praxis, die breite und kritische Einblicke bietet.
Die im Inhaltsverzeichnis angekündigten Handlungs-empfehlungen für Unternehmen fallen zwar etwas knapp aus, dennoch: Das Buch kann sowohl für Studierende und Dozierende als auch für LeiterInnen, TeamleiterInnen und Personalverantwortliche (auch und besonders in der Erwachsenenbildung!) sehr empfohlen werden.
Aber: Können trotz größter Aufmerksamkeit, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Reflexion immer mehr ArbeitnehmerInnen, immer mehr Firmen oder Organisationen nicht mehr mithalten, da die Risikofaktoren permanent steigen und aus vorübergehenden Krisen und Stresssituationen dauerhafte Bedingungen werden, so ist es durchaus legitim, die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen im Umfeld einmal prinzipiell zu hinterfragen.
Bildungsnetzwerk Steiermark
Claudia Zülsdorff | claudia.zuelsdorff@eb-stmk.at