Das Politisch-literarische Quartett
Die Buchvorstellungen im Rahmen des Themenschwerpunkts Demokratie-Umwelt-Bildung vom 17. September 2020 zum nach-lesen, -hören und -sehen.
Am 17. September fand das Politisch-literarische Quartett als Veranstaltung der ÖGPB mit dem Bildungsnetzwerk Steiermark in Kooperaion mit dem Lesezentrum Steiermark und dem Bildungsforum Mariatrost online statt, die Buchvorstellungen wurden aufgezeichnet und stehen, neben einem Handout zu den vorgestellten Büchern hier zum nachlesen, nachhören und nachschauen zur Verfügung:
Hannes Galter (Vorstandsvorsitzender Bildungsnetzwerk Steiermark)
Slavoj Žižek: Pandemic! Covid-19 shakes the world. Polity Press: Cambridge, UK 2020
Das Buch beschreibt den „moralischen Abgrund“, den die Panikreaktionen auf die Pandemie aufmachen könnten, es warnt vor der „Kriegsrhetorik“, die im politischen Diskurs um Covid-19 Platz greift, und fordert eine globale Solidarität als adäquate Antwort auf die globale Krise ein. Für die Erwachsenenbildung ergibt sich die einmalige Gelegenheit, anhand dieses Büchleins die Verflechtungen von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft aufzuzeigen und die raschen philosophischen Analysen mit den realen Entwicklungen zu vergleichen.
Michaela REITBAUER, MA (Obfrau Lesezentrum Steiermark)
Labor Arbeitsgemeinschaft: Ich so du so. Alles super normal. Beltz & Gelberg: Weinheim 2019
Unter dem Weizsäcker´schen Motto „Es ist normal, verschieden zu sein“ unterstreicht das Buch, zu den eigenen Besonderheiten zu stehen, kritisch Schemata zu hinterfragen, und es macht Mut, in der Gesellschaft seine Individualität zu leben, so zu sein, wie man ist, und andere sein zu lassen, wie sie sind – normal eben und ganz besonders. Das Buch ist auf Grund des Hinterfragens des Normalitätsbegriffes und der Aufforderung zur kritischen Reflexion eigener Denkmuster für (gesellschafts-)politische Bildung von großer Bedeutung. Die zugrunde liegenden gesellschaftspolitischen Themen im Buch der Labor Ateliergemeinschaft eignen sich hervorragend auf Grund der qualifizierten Illustration und den impulshaften Kurztexten für Gespräche und politische Bildung auch schon im vorschulischen Feld. Ein Plädoyer für Toleranz und gegen Schubladendenken und vor allem für politische Bildung als unabdingbarer Grundpfeiler und Querschnittthema in jedem Bildungslehrplan – unabhängig vom Alter.
Kathrin Karloff (Pädagogische Leiterin Bildungsforum Mariatrost)
Paul Auster: Im Land der letzten Dinge. Rohwolt 1989
Der Roman ist, wie die meisten Dystopien, eine Gesellschaftskritik: Der aus verschiedenen realen Geschichtsfragmenten kreierte Zerfallsroman spiegelt gebündelt die Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts und dessen Auswirkungen auf das Leben des Einzelnen wider. Zugleich warnt er vor einer nahen Zukunft, die ähnlich erschreckend aussehen könnte. Rund 30 Jahre später diesen Roman zu lesen, wirkt auf dem Hintergrund insbesondere des Syrienkriegs sowie der zunehmenden Auflösung westlicher demokratischer Strukturen beklemmend. Überraschenderweise ist diese Dystopie ein zutiefst humanistischer Roman: Es geht um die Frage, wie wir unsere Menschlichkeit bewahren können, wenn alles dem Zerfall anheimgegeben ist. Im Jahre 2020, inmitten der Coronakrise, ist dies eine unserer dringlichsten Fragen, wenn nicht sogar die entscheidende.
Hakan Gürses (wiss. Leiter Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung)
Pierre Rosanvallon: Die gute Regierung. Suhrkamp: Berlin 2018
Das Buch ist nicht nur aufgrund seiner großen Fülle an historischem Material ein wertvolles Werk für die politische Bildung. Es bietet auch einen neuen Blickwinkel zum Verständnis der illiberalen Demokratien und der autoritären Regierungen der Gegenwart.
Vielen Dank an Hannes Galter, Kathrin Karloff, Michaela Reitbauer und Hakan Gürses für die Vorstellung der interessanten Bücher und die Motivation zur Lektüre! Danke für die gute Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung, dem Lesezentrum Steiermark und dem Bildungsforum Mariatrost, vielen Dank an die zahlreichen Interessierten, die an der Veranstaltung teilgenommen und mitdiskutiert haben!
Für Rückfragen zur Veranstaltung:
Das Politisch-literarische Quartett war eine Veranstaltung der ÖGPB (Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung) und dem Bildungsnetzwerk Steiermark in Kooperaion mit dem Lesezentrum Steiermark und dem Bildungsforum Mariatrost.