Westbalkan – die Steiermark hat Interesse an ihren südöstlichen Nachbarn
Aus der Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen, die von Wissenschaft, Forschung, Innovation, Bildung bis zur Kultur reichen, sollen sich nachhaltige interregionale Beziehungen entwickeln.
Der Westbalkan – also Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Kosovo und Albanien – ist geografisch ein natürlicher Nachbar der Steiermark.
Sehr geehrter Herr Schnabl, das Ressort Europa und Internationales des Landes Steiermark setzt ab 2021 einen Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit mit Regionen des Westbalkans. Warum?
Allein die Luftlinie zwischen Graz und Sarajevo ist kürzer als jene nach Bregenz. Die Verbindungen zwischen uns sind allerdings gewachsen, durch Geschichte, Kultur und Bildung. Da gab es seit den 60er Jahren trigon-Biennalen im Kunst- und Kulturbereich, eben solange leben wir eine interregionale Partnerschaft durch die Alpen-Adria-Allianz, und wir waren beim Aufbau von (Hochschul-) Bildungseinrichtungen nach dem Jugoslawienkrieg dabei. Heute findet an steirischen Hochschulen eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den aktuellen Entwicklungen am Westbalkan statt. Die Steiermark hat ein authentisches Interesse an ihren südöstlichen Nachbarn. Dies und die gemeinsamen Erfahrungen bilden ein solides Fundament für eine noch engere Zusammenarbeit.
Welches Ziel verfolgt das Land Steiermark mit dieser außenpolitischen Fokussierung?
Die Europäische Kommission sowie die österreichische Bundesregierung legen in ihren aktuellen Arbeitsprogrammen ein besonderes Augenmerk auf den Westbalkan, mit dem sie bereits enge Beziehungen pflegen. Die Steiermark, als moderne und offene Region im Herzen Europas, will die Kontakte zu unserem jeweiligen gebietskörperschaftlichen Gegenüber am Westbalkan – Großgemeinden, Kantone oder Regionen – intensivieren. Die Steiermark möchte dabei Partnerin auf Augenhöhe sein und, analog zu den Bemühungen von Kommission und Bundesregierung, die Regionen am Westbalkan bestmöglich auf ihrem Weg in die Europäische Integration begleiten.
In welchen Bereichen will das Land Steiermark seine Zusammenarbeit mit den Westbalkanregionen vertiefen?
Aus der Zusammenarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen, die von Wissenschaft, Forschung, Innovation, Bildung bis zur Kultur reichen, sollen sich nachhaltige interregionale Beziehungen entwickeln. Kompetenz und Authentizität in ihren Stärkefeldern charakterisieren die Steiermark für das nötige Vertrauen. Zum Beispiel haben sich Bildung und Hochschulbildung im Zuge unserer analytischen Vorarbeit als eine tragende Säule des steirischen Westbalkanschwerpunkts herauskristallisiert: Es besteht ein großes Interesse an einem Bildungs- und Wissenschaftsaustausch zwischen der Steiermark und den Westbalkanländern. Europäische Mobilitätsprogramme wie CEEPUS und ERASMUS+ und auch zahlreiche bilaterale Hochschul-Projekte zeigen bereits die Aktivität zwischen der steirischen Hochschulbildungslandschaft und den Institutionen am Westbalkan.
Kooperationen zwischen steirischen und Hochschulen am Westbalkan laufen demnach bereits gut. Welchen Beitrag kann das Land Steiermark, das Ressort Europa und Internationales hier noch leisten?
Uns geht es vor allem um eine ganzheitliche Vernetzung. Das heißt, eine bestmögliche Vernetzung aller Player in der Steiermark, um danach gemeinsam die Beziehungen zum Westbalkan zu stärken. Schlagwörter dafür sind Kooperation, Schwerpunktsetzung und ein reger Informationsaustausch. Ich denke etwa an den Aufbau eines hochschul- und verwaltungsübergreifenden Netzwerks von Westbalkan-ExpertInnen, an die wechselseitige Teilnahme an und gemeinsame Organisation von einschlägigen Veranstaltungen, an einen regelmäßigen Informationsaustausch, um Inhalte zu koordinieren und Themen voranzutreiben. Das Ressort Europa und Internationales kann außerdem beim „Öffnen von Türen“ behilflich sein, indem es Kontakte zu Politik, Diplomatie und unterschiedlichste Bereiche der Verwaltung herstellt. Gleichzeitig soll durch den Abschluss von politischen Partnerschaftsabkommen des Landes Steiermark mit einzelnen Regionen des Westbalkans die formale Basis für eine noch intensivere Zusammenarbeit, u.a. auch im Bereich Bildung und Wissenschaft, geschaffen werden.
Was sind die nächsten Schritte?
Der Westbalkanschwerpunkt des Ressorts wird demnächst von der steirischen Landesregierung beschlossen und dem Landtag Steiermark zur Genehmigung vorgelegt – das ist die formale Grundlage für unser Handeln in den nächsten Jahren. Danach werden wir – auf Basis der Rückmeldungen, die wir von steirischen Hochschulen, aber auch PartnerInnen aus anderen Bereichen wie Wirtschaft, Kultur, Soziales erhalten haben – mit für die Steiermark interessanten Westbalkan-Regionen in Kontakt treten, um den Grundstein für formale Partnerschaftsabkommen zu legen. Parallel dazu arbeiten wir an der Umsetzung eines neuen Diskussionsformats, „Café Europa Westbalkan“, das ab 2021 vierteljährlich, auch unter Beteiligung von WestbalkanexpertInnen steirischer Hochschulen, stattfinden wird. In dieser insbesondere für die innersteirische Vernetzung relevanten Phase lade ich alle am Thema Interessierten, nicht nur aus dem Hochschulbereich, ein, sich aktiv in unser Vorhaben einzubringen.
Herr Schnabl, herzlichen Dank für die Einblicke in den Westbalkanschwerpunkt des Landes Steiermark.
Für Rückfragen im Themenkontext:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Abteilung 9 Kultur, Europa, Sport | Referat Europa und Internationales
Koordinationsteam Westbalkan
Mag. Gernot Walter | gernot.walter@stmk.gv.at | +43 316 877-4318